Der Kollege Paul mag ja in vielen Situationen schwierig und kompliziert, rechthaberisch, arrogant und selbstgefällig sein; trotzdem treffen wir uns mit ihm jeden Sonntag zum Fußball. Auf dem Fußballplatz ist er ganz anders als im beruflichen Alltag.

Jüdisches Leben

Im Deutschlandfunk gibt es eine Sendereihe namens „Aus der Jüdischen Welt“. Dort habe ich heute zwei interessante Beiträge gefunden.

Im ersten Beitrag ging es um Esther Bejarano, die die Nazi-KZs überlebt hat und nach Israel ging. Doch zusammen mit ihrem Mann kehrte sie wieder nach Deutschland zurück und engagierte sich hier in der Musik.
http://www.deutschlandradiokultur.de/esther-bejarano-rapmusik-als-beste-medizin.1079.de.html?dram:article_id=306045

Der zweite Beitrag berichtete von der Gruppe „Jewisch Monkeys“, gegründert von zwei Juden, die Deutschland im Alter von 35 Jahren verliesen. Zu Beginn des Beitrages auf DLF wird die Band folgendermaßen charakterisiert: „Ihre Texte sind satirisch und politisch absolut inkorrekt: Die Jewish Monkeys gründeten sich in Tel Aviv und mischen Pop, Rock und Klezmer. Eine Klezmer-Band wollen sie aber trotzdem nicht sein.“
http://www.deutschlandradiokultur.de/musik-der-jewish-monkeys-alle-bekommen-ihr-fett-weg.1079.de.html?dram:article_id=306710

Zwei gegenläufige Wege, die auf ihre Art die jüdische Kultur bereichern.

Pegida

„Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europas haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dieses Gespenst verbündet, …“, so beginnt das Kommunistische Manifest von 1847/1848. Dieses Gespenst, dass kommunistische Denken, war damals real; die Hetzjagd der Vertreter des alten Europas hatte ein reales, kein fiktives Objekt.

Geht jetzt wirklich im gleichen Sinne in Europa ein neues Gespenst um, das Gespenst der Islamisierung des Abendlandes?

Eine Islamisierung des Abendlandes ist faktisch nicht erkennbar und belegbar. Die Islamisierung des Abendlandes ist kein Gespenst, sondern wie eine Fata Morgana. Aber warum kann Pegida mit dieser Fata Morgana seit Wochen montags in Dresden so viele Menschen mobilisieren?

Die Bewegung Pegida ist Ausdruck dafür, dass in unserer Gesellschaft etwas verkehrt ist. Es ist vieles verkehrt in unserer Gesellschaft. Die Unterstützung, die Pegida erzielt, scheint etwas damit zu tun zu haben, dass Ängste in unserer Gesellschaft zunehmen, und Pegida bietet ein Ventil hierfür.

In den Neuesten Norddeutschen Nachrichten, Rostock wird am 22.12.2014 der Sozialpsychologe Andreas Zick wie folgt zitiert: „Die eigene Abstiegsangst macht einem Probleme, also redet man lieber über die Überfremdungsangst durch andere.“

Auch der Zentralrat der Muslime weist darauf hin: „Die Ängste, die sie umtreiben, ist die Schere zwischen arm und reich, die größer wird“ und ruft dazu auf, sich intensiver mit den Anhängern von Pegida auseinanderzusetzen.

Zitat Norddeutsche Neueste Nachrichten , Rostock, 22.12.2014: >>Mit Blick auf die Teilnehmer sagte Sellering, offenbar gebe es aber Menschen, die sich nicht dazugehörig fühlten. “ Da müssen wir deutlich machen, dass wir eine Gesellschaft sind, in der wir alle sozial mitnehmen und niemanden zurücklassen.“<<

Da die Armut in unserer Gesellschaft zunimmt, fühlen sich berechtigterweise immer mehr Menschen als nicht mehr dazugehörig, weil sie durch Armut ausgegrenzt werden.

Wenn Sellering meint, wir seien eine Gesellschaft, die alle sozial mitnimmt und niemanden zurücklässt, dann beschreibt er nicht unsere jetzt bestehende Gesellschaft, sondern einen gesellschaftlichen Zustand, der erst noch hergestellt werden muss.

So lange in unserer Gesellschaft die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander geht, Armut und soziale Verunsicherung zunehmen, werden immer mehr Menschen sozial nicht mitgenommen und zurückgelassen. So werden solche gesellschaftlichen Umstände auch immer wieder Bewegungen wie Pegida hervorbringen, die den Verunsicherten Projektionsflächen bieten, die von den eigentlichen Ursachen ablenken und damit auch Erleichterung versprechen / anbieten..

Europäisches Hansemuseum

Gestern gab es in den Rostocker Norddeutschen Neuesten Nachrichten einen Artikel über das entstehende Europäische Hansemuseum. Dieses Museum soll im Sommer 2015 in Lübeck eröffnet werden und die Geschichte der Hanse auf vielfältige Weise darstellen.

Der Städtebund der Hanse wurde 1193 gegründet. Der letzte Hansetag, die Versammlung der Hansestädte, fand 1669 statt. Mit ihm endete die Geschichte dieses Städtebundes, der zwar in erster Linie ein Handelsbündnis war, aber auch bedeutsame politische und militärische Macht erlangte.

Im Juni 2015 soll dieses neue Museum in Lübeck eröffnet werden.

Das Wetter

Jens sitzt in seinem Arbeitszimmer und blickt über den Balkon hinaus nach draußen.

Dort fegt starker Wind durch die kahlen, grau-grünen Äste der Bäume. Dicke blau-graue Wolkenbänke ziehen, vom Wind getreiben, am Himmel entlang. Hagel und Regen fallen hernieder; aber es ist trotzdem relativ warm.

Plötzlich reißt die Wolkendecke für kurze Zeit auf, Sonnenschein erhellt den Tag, aber schnell schließt sich die Wolkendecke wieder. Der Wind beruhigt sich, es fällt wieder Regen herab. Nach und nach kommt das Wetter zur Ruhe, der Nachmittag ist nun sonnig-herbstlich, doch der Wind ist kälter geworden.

Doch auch dies vergeht. Der späte Nachmittag wird dunkel und trübe durch die grauen Wolken am Himmel. Von Winter keine Spur.

Am Abend bricht ein Gewitter mit heftigen Regengüssen über uns hernieder

In fünf Tagen ist Weihnachten; es müssen noch Karten geschrieben werden.

Pegidas auf Spiekeroog

Welch ein Graus, die Pegidas auf Spiekeroog müssen feststellen, dass dort  „Schwarzafrikaner im Dorf mit dem Handy auf dem Fahrrad herumgurken“.(1) Auf dem Fahrrad gurken wohl nur die Afrikaner, während die Spiekerooger auf dem Fahrrad fahren, mit oder ohne Handy.

Auch in Finnland kann man Erstaunliches erleben wie Martha Nussbaum in ihrem Buch schreibt: „Tatsächlich erzählen mir meine finnischen Freunde heute, dass ein afrikanischer Einwanderer, der fließend finnisch spricht, von vielen Menschen als weniger fremd empfunden würde als ein blonder Protestant, der nur Englisch oder Deutsch spricht …“ (2)


(1) thichnathhanh.blogspot.de, Die Pegidas auf Spiekeroog
(2) Martha Nussbaum, Die neue religiöse Intoleranz, Darmstadt 2014, S.23

Gerechte unter den Völkern

„Gerechte unter den Völkern“ ist die höchste Auszeichnung, mit der Israel Nicht-Juden ehrt.

In der heutigen Ausgabe der Rostocker Neuesten Norddeutschen Nachrichten wurde ausführlich darüber berichtet, das Otto und Hulda Pankok lange nach ihrem Tode nun mit dieser Auszeichnung geehrt wurden. Sie hatten 1943 der jüdischen Schauspielerin Brunhilde Barz und ihrem Mann, dem Maler Matthias Barz in ihrem Haus in der Eifel Unterschlupf gewährt , sie dort vor den NS-Schergen versteckt.

Die Reaktionen, die durch die Formulierung im Leitantrag für den CSU-Parteitag am nächsten Wochenende: „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen“, haben nun den CSU-Vorstand dazu bewogen, nur noch davon zu sprechen: „Wer dauerhaft hier leben will, soll motiviert werden, im täglichen Leben deutsch zu sprechen.“

Da CSU-Generalsekretär Scheuer gleichzeitig betonte, dass sich an der Grundausrichtung des Leitantrages nichts ändere, bedeutet die veränderte Fassung im Kern nichts anderes als die ursprüngliche Fassung.

Die zweite Fassung ist keineswegs eine Klarstellung der ersten Fassung „für alle, die den [ursprünglichen] Satz mißverstehen wollten“ wie Scheuer abzuwiegeln versuchte. Die ursprüngliche Fassung war nicht mißzuverstehen und sie ist auch nicht mißverstanden worden.Die CSU rudert zurück in der Hoffnung, dass sie so ihre eigentlichen Intentionen vernebeln kann.

Wir sollten uns merken, dass die revidierte Fassung inhaltlich nichts anderes bedeutet als die ursprüngliche Fassung der Aussage zum Deutsch sprechen in Deutschland. Sie will mit dieser Haltung Ressentiments befördern gegenüber Migranten.

Dabei geht dann das sicher wichtige Thema unter, wie können die bestehenden Defizite in der Beherrschung der deutschen Sprache bei Migranten behoben werden. Aber Defizite in der Beherrschung der deutschen Sprache gibt es auch bei deutschen Kindern, also Kindern, die keinen Migrationshintergrund haben.

Aber letztlich ist diese Forderung der CSU eine Verletzung der individuellen Grund- und Menschenrechte. Der Staat und keine in staatlichen Strukturen agierende Partei haben das Recht, den Menschen vorzuschreiben, welche Sprache sie sprechen dürfen und welche nicht.

CSU: Wer hier leben will, soll auch in der Familie deutsch sprechen

Unter der Überschrift „Spott und Häme für die CSU“ berichtet heute auch der bremische Weser-Kurier über die Reaktionen auf die Aussage „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen“, die in einem Leitantrag des CSU-Vorstandes für den Parteitag am nächsten Wochenende steht.

Drei Aussagen, die in dem Artikel zitiert werden, haben mir besonders gefallen:

1. „Ich oute mich: Ich spreche tschechisch daheim – als CSUler. Und das ist gut so:“ (Martin Kastner, stellvertr. Vorsitzender des CSU-Arbeitnehmerflügels CSA und Ex-Europa-Abgeordneter.)

2.“Nicht auszudenken, hätten die Amerikaner einem Thomas Mann verboten, daheim deutsch zu reden.“ (Cem Özdemir)

3. „Die CSU-Mitglieder müssen zu Hause hochdeutsch sprechen:“ ( Die NDR-Satire-Sendung Extra3 auf Twitter.)

Aber Spott und Häme reichen allein nicht aus!

Hier versucht eine politische Partei Migranten / Flüchtlinge dafür instrumentalisieren, um in private, individuelle Lebensverhältnisse regelnd, bestimmend, vorschreibend einzugreifen. Die CSU will also, dass der Staat vorschreiben darf, welche Sprache man sprechen darf und welche nicht. Und die CSU will bestimmen, welche Sprachen im privaten Raum erlaubt sind und welche nicht.

Das impliziert Sprachenverbot!

Weihnachtsmärkte

Nun läuft wieder die Saison der Weihnachtsmärkte. In allen Städten finden sie statt. Ursprünglich waren sie Verkaufsmärkte der Händler und Produzenten wie die Oster- oder Pfingstmärkte; sie waren Handelsmärkte ihrer Zeit.

Heute haben sie einen anderen Charakter. Sie sind kaum noch Handelsmärkte. Sie dienen doch mehr und mehr der Einstimmung auf die winterliche Zeit unter Einbeziehung des weihnachlichen Gedankens. Das wertet die Weihnachtsmärkte nicht ab; sie haben eben inzwischen einen anderen Charakter gewonnen.

Es wird Menschen geben, die die heutigen Weihnachtsmärkte nicht mögen; aber anderen Menschen gefallen sie. Die einen gehen hin, die anderen nicht.

Diese Woche war in der Bremer Presse zu lesen, dass der Bremer Weihnachtsmarkt Besucher aus aller Welt anzieht, eine internationale Attraktion sei. Eine Attraktion ist er auf jeden Fall; wer Weihnachtsmärkte liebt, sollte auch nach Bremen kommen.